2021

Die Jakobs bücher

Thalia Theater Hamburg

„Eine große Reise über sieben Grenzen, durch fünf Sprachen und drei große Religionen, die kleinen nicht mitgerechnet“ – so lautet der Untertitel der „Jakobsbücher“ von Olga Tokarczuk. Die Literatur-Nobelpreisträgerin überschreitet in ihrem Opus magnum die Grenzen von Ländern und Religionen und sprengt sie.

Im Zentrum steht der charismatische Religionsführer Jakob Frank (1726–1791), der fest entschlossen war, sein Volk, die Juden Osteuropas, für die Moderne zu öffnen. Von seiner Gefolgschaft wird er als Messias verehrt, von der katholischen Kirche der Ketzerei beschuldigt und verfolgt. Er muss aus Polen fliehen, zieht durch Europa und wechselt vom Judentum zum Islam und schließlich zum Christentum. Er führt ein multi­religiöses Leben, durchstreift Städte wie Bukarest, Istanbul, Thessaloniki, Warschau, Lemberg, Offenbach und Wien, spricht Hebräisch, Ladino, Türkisch und Polnisch. Als Sektenführer schart er tausende Menschen um sich und macht sich tausende zum Feind. Sie alle erzählen die unglaubliche Lebensgeschichte dieses Grenzgängers. 2019 in Deutschland erschienen und von der Kritik bejubelt, brachte der Roman seiner Autorin in ihrer Heimat Polen auch Anfeindungen und Morddrohungen ein, denn obwohl im 18. Jahrhundert angesiedelt, kann er als Gegenwartskommentar gelesen werden.

Die polnische Regisseurin Ewelina Marciniak wurde mit ihrer Thalia-Inszenierung „Der Boxer“ zum renommierten Nachwuchsfestival „Radikal jung“ eingeladen. 2016 hat sie schon einmal „Die Jakobsbücher“ in Warschau inszeniert – damals mit einer feministischen Perspektive. Nun will sie den opulenten Stoff neu aufrollen: als eine europäische Geschichte von Migration, Menschenrechten, Klassenunterschieden und sozialer Revolution.

DEUTSCHSPRACHIGE ERSTAUFFÜHRUNG 19. SEPTEMBER 2021, THALIA THEATER

REGIE Ewelina Marciniak
CHOREOGRAFIE Dominika Knapik
BÜHNE Mirka Kaczmarka
KOSTÜME Julia Kornacka
MUSIK Jana Duszyńskiego
LIVE MUSIK Mariany Sadovska
LICHT Max Bäßler
SOUND Benedikt Kohlmann Hendrik Glax
DRAMATURGIE
Christina Bellingen
Jarosław Murawski

FOTOS Krafft Angerer

MIT
André Szymanski (Jakob Frank)
Rosa Thormeyer (Chana Frank / Ewa Frank)
Jirka Zett (Nachman ben Lewi / Arzt Ascher Rubin)
Meryem Öz (Wajgele ben Lewi)
Oda Thormeyer (Kastellanin Katarzyna Kossakowska)
Rafael Stachowiak (Antoni Kossakowski, gennant Moliwda)
Stefan Stern (Rabbi Pinkas / Bischof Soltyk)
Julian Greis (Dechant Benedykt Chmielowski / Hermes)
Lisa-Maria Sommerfeld (Elżbieta Drużbacka, Dichterin)
Anna Blomeier (Gitla Pinkasówna)
Mariana Sadovska (Jenta)
Alina-Sophie Müller / Riccarda Tolmein (Kind)

Bewertungen

"Besser kann manTokarczuks Werkim Theater wohl nichtgerecht werden.

"Es passt. Vor allem dank des fantastischen Ensembles. Das sich reinwirft, tanzt, spielt mit einer ungeheuren Energie und manchmal auch ironischer Distanz. Toll. "

"Die Jakobsbücher' ist schon die fünfte Romanadaption dieser Hamburger Spielzeiteröffnung. Und vielleicht die künstlerisch ergiebigste."

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