2019
Seltsame Frau
Das Stück – eine bravouröse Tragikomödie von 1938 – erweist sich 80 Jahre später als hochaktueller politischer Kommentar. Die amüsante Geschichte einer weiblichen Diktatorin unterstreicht auf treffende Weise das Fieber des Faschismus, das die Welt in der Zwischenkriegszeit erfasste. Der Autor konzentriert sich auf das Problem der überflüssigen und abgelehnten Menschen, die zu Tyrannen werden, wenn der Wahnsinn der Gesellschaft ihnen die Gelegenheit dazu gibt.
Die Autoren wollen herausfinden, wie dieser Text heute ankommt. Sie fragen, ob sich die Geschichte gerne wiederholt, werden wir Zeugen neuer Maiputsche und politischer Attentate? Oder ist unsere Gesellschaft wieder einmal vom Fieber der faschistischen Bedürfnisse erfasst worden und lohnt es sich, mit dieser Komödie erneut zu warnen? Und schließlich: Wer ist die titelgebende BABA-DIY – die Diktatorin oder ihre Hauptgegnerin, die Mutter von vier Kindern oder das Mädchen, das der erzwungenen Mutterschaft entflieht? Auf perverse Weise suchen sie mit kabarettistischen und illusionistischen Tricks nach Antworten und bereiten dem Publikum von Szaniawski eine politische Farce in einer attraktiven Theaterverpackung.
BABA-DZIWO wird dank Dominika Knapik in einer formalen und grotesken Performance voller Texturen, Konturen und Bewegung auf der KAMERA-SEITE zum Leben erweckt.
Maria Pawlikowska-Jasnorzewska BABA-DZIWO
Regie und Choreografie: Dominika Knapik
Bearbeitung und Dramaturgie: Tomasz Jękot
Bühnen- und Kostümbild: Karolina Mazur
Lichtgestaltung: Wolfgang Macher
Musikalische Gestaltung: Dominika Knapik und Mateusz Flis
Cast: Angelika Cegielska, Sara Celler-jezierska/ Karolina Bruchnicka / Kinga Świeściak, Dorota Furmaniuk, Magdalena Jaworska/ Wojciech Marek Kozak, Irena Wójcik, Mateusz Flis, Michał Kosela, Wojciech Świeściak
Kritiks
Fahren Sie nach Walbrzych, um "Baba the Wild" zu sehen. Ein Muss! Dominika Knapik inszeniert dort den Text von Maria Pawlikowska-Jasnorzewska und beeindruckt durch die Präzision der Inszenierung und die Klarheit des Blicks. Der Text selbst klingt heute wieder beunruhigend aktuell.Bei Knapik, der als Choreograf zum Theater kam, spielt sich fast alles in der Bewegung, der Pose, der Geste und der darauf folgenden ironischen Klammer ab. Dieses Theater macht sich die Ästhetik der Zwischenkriegszeit zunutze - Kostüme, Filmmelodramen, Moden, spiritistische Séancen, die Magie des Radios. Gleichzeitig fällt es schwer, hier die nostalgische Retro-Atmosphäre zu finden - das Filmmaterial in diesem alten Kino reißt hartnäckig und der melodramatische Kuss stottert ins Bild.”
Der Regisseur spielt bewusst mit der Form, verdreht das Verhalten der Figuren, ihre Art zu sprechen, treibt sie in eine Art dämonischen Zustand. Ihre Selbstbeherrschung und Rationalität sind nur scheinbar, die Frauen werden zu Dibbuks und Schamanen wie in der Szene des Tanzes aus der Axt, der wie die biblische Salome von Baronin Lelika Skwaczek aufgeführt wird. Dies vergrößert den Schrecken, der von der Welt der Pravya ausgeht, eine Art innerer Alchemie, ein zweiter, mystischer Boden, auf dem der magische Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Verfolgern und Opfern, beginnt. All dies lässt uns die dunkle Vision einer "wunderbaren neuen Welt" fürchten.
Fotos: Bartłomiej Warzecha